Umfrage: Deutsche haben weniger Ängste - auch weil sie krisenmüde sind / Foto: Tobias Schwarz - AFP/Archiv
Trotz Krisen und angespannter Weltlage sind die Deutschen weniger besorgt, auch weil sie teilweise abstumpfen. In der am Donnerstag von der R+V-Versicherung veröffentlichten Studie "Die Ängste der Deutschen" sank der durchschnittliche Wert aller gemessenen Ängste von Inflation über Kriminalität bis hin zu Zuwanderung von 42 Prozent im Jahr 2024 auf 37 Prozent in diesem Jahr.
Ein noch niedrigeres Angstniveau war in der Geschichte der seit 1992 laufenden Langzeitstudie demnach nur im Jahr 2021 während der Coronapandemie gemessen worden. Die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki führt dies darauf zurück, dass die Menschen angesichts der multiplen Krisen "krisenmüde" seien. Sie seien nicht sorglos, vielmehr richte sich ihr Fokus insbesondere auf die eigene finanzielle Situation.
So belegt die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten erneut Platz eins der Studie, für die rund 2400 Menschen ab 14 Jahren befragt wurden. Gut jedem Zweiten (52 Prozent) bereitet dies Sorgen. Auf Platz drei liegt die Angst vor Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen (49 Prozent), auf Platz vier folgt die Furcht vor unbezahlbarem Wohnraum (48 Prozent).
Das Thema Migration bleibt auch in diesem Jahr eine der größten Sorgen und steht auf Platz zwei der Ängste. Fast die Hälfte der Bevölkerung (49 Prozent) fürchtet, dass die Zahl der Geflüchteten den Staat überfordert. Auf Platz sieben rangiert mit 45 Prozent die Angst, dass es durch weiteren Zuzug aus dem Ausland zu Spannungen kommt.
Insgesamt haben die Deutschen mehr Angst vor der Inflation als vor der Politik von US-Präsident Donald Trump (45 Prozent). Auch das lässt sich Borucki zufolge "mit Abstumpfung, Ernüchterung und Resignation angesichts des Trump'schen Politikstils erklären".
Im Ranking noch vor der Trump-Angst landet die Sorge, dass weltweit autoritäre Herrscher immer mächtiger werden, mit 47 Prozent auf Platz fünf. Das ist zugleich die einzige gestiegene Angst in diesem Jahr, wenn es auch nur minimal ein Prozentpunkt mehr ist.
Einen Vertrauensgewinn verbuchen hingegen die Politiker und Politikerinnen in Deutschland. Der Anteil der Bevölkerung, der fürchtet, dass die Politik von ihren Aufgaben überfordert ist, sank von 49 Prozent auf aktuell 42 Prozent.
Die Sorge vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung stagniert demnach mit 41 Prozent auf hohem Niveau. Vor schlechter Wirtschaftslage fürchten sich ebenfalls 41 Prozent, vor Pflegebedürftigkeit 39 Prozent. Wegen Naturkatastrophen und Klimawandel ängstigen sich jeweils 36 Prozent. Angst vor Straftaten haben 20 Prozent und damit die wenigsten.
X.Thijs--LCdB